Waltersberg

Bis 1. Mai 1978 eigene Gemeinde und Pfarrei

Mit dem Ort Sternberg, sowie der Laabermühle, Bäckermühle, Sipplmühle und Kreismühle

Lage des Ortes

Auf lichter Höhe, 516 Meter auf dem Jura, am Südhang zum Naturschutzgebiet der Weißen Laber, liegt die Ortschaft Waltersberg. Diese Gegend war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Mehrere Gräberfelder und Grabhügel "im Loh" und bei der "Daubrinne" weisen darauf hin:

  1. Ein Grabfeld von 4 Hügeln 800 ssö der Kirche und 500 m nö der Kreismühle, auf der Flur "im Loh"
  2. Am Rande der Hochfläche 3 Grabhügel 1450 m ssö der Kirche und 600 m sö der Kreismühle.
  3. Etwa 600 m onö von Waltersberg und 500 m wnw der Sipplmühle, bei der "Daubrinne", 10 aus Steinen aufgebaute und mit Gras überwachsene, flache Grabhügel.

Der Name

Ortsnamensforscher deuten den Namen Waltersberg als eine Bergsiedlung des "Waltheri", d.h. des gebietenden Kriegers (von walt = gebietend, hari oder heri = Krieger).

Kurzbeschreibung

Waltersberg besaß wie so viele Orte unserer Heimat auch sein eigenes Edelgeschlecht, dass sich die "Waltersberger" nannte. Die Stammväter waren die Herren von Stein. Das Schloss stand einst hinter der Kirche und wurde "Steinerhaus" genannt. Walter von Steinfügte seinem Vornamen die Silbe "berg" an und nannte sich fortan Waltersberg. Nach ihm kam der Besitz durch Erbschaft an die Hohenfelser. Dann folgten die Gundelfinger, die das Gut aber mit ihrem Besitz in Holnstein vereinigten und die übrigen Güter zerstreuten.

Die Talgründe der Weißen Laber im Gebiet von Waltersberg weisen in manchen Stücken eine Vielzahl seltener Pflanzen auf, sodass etliche Landstriche unter Naturschutz gestellt sind. Der Kundige stößt dort auf den lang- und rundblättrigen Sonnentau, das echte Fettkraut, den Fieberklee, das gefleckte und breitblätterige Knabenkraut, die blaue "Himmelsleiter", usw. Es handelt sich bei dieser Pflanzengemeinschaft um ein "floristisches und soziologisches Kleinod" laut Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Neumarkt.

Die Geschichte in Zahlen

976 Der Ort wird urkundlich erstmals genannt, als die Witwe des Herzogs Berthold von Bayern dem Kloster Bergen bei Neuburg Güter von Waltersberg schenkte. Archiv Deining)

1028 Wird diese Schenkung durch Kaiser Konrad II. bestätigt

1278 Schreibt Bischof Hildebrand von Eichstätt über die Lehensgüter eines Gottfried von Heideck an den Burggraf Friedrich von Nürnberg, er solle anerkennen, dass die Vogteirechte über die Güter zu Waltersberg dem Hochstift Eichstätt gehören.

1309 Die 1. Kirche in Waltersberg ist der Hl. Walburga geweiht.

1326 Gehört Waltersberg zum Amt Holnstein.

1352 Wird ein Ulrich von Waltersberg urkundlich erwähnt, er war Bürger zu Neumarkt

1379 "incorporierte" Bischof Rabno von Eichstätt dem Kloster Monheim die Kirche zu Waltersberg mit den Zehentgütern.

1416 Erstmals wird eine Mühle "unter Waltersberg" erwähnt.

1425 Pfarrer Thunrad Rosthaler von Wissing verkauft sein Gut zu Waltersberg an den Bürger Hermann Smucker in Neumarkt. Zeuge ist der Wirt Ulrich "von Waltersperg"

1451 Eine Messe wird von der Jungfrau Barbara Lomlin aus Neumarkt gestiftet.

1480 Wird Waltersberg als Leonhardipfarrei erwähnt.

1522 Tauscht Pfalzgraf Otto vom Kloster Bergen gegen die Hofmark Gansheim die Güter zu Waltersberg ein, "… die hinvordem dem Kloster Monheim zugehörig gewest." (Bernh. Heinloth, Seite 201)

1554 Wird durch die Kurpfalz die Reformation eingeführt, die Kirche verfällt.

1581 Wird die Bevölkerung zum Kalvinismus gezwungen.

1629 Wird der Ort wieder katholisch, eine neue Pfarrkirche wird gebaut. Zu dieser Zeit hat Graf Tilly von Holnstein das Besetzungsrecht.

1637 Wird im Schwedenkrieg der Pfarrhof niedergebrannt und der Ort bis auf drei Häuser total zerstört.

1744 Umfasste das Klosterbergische Kastenamt zu Waltersberg folgende Güter: Waltersberg, Roßthal, Sipplmühle, Sternberg und Thann.

1752 Der Karmelitenpater Nemesius von Abensberg gründet die Bruderschaft der Skapulierbrüder (Das Skapulier ist ein Ordensgewand)

1758 Schreibt der Pfarrer Anton Bartscherer ans Bischöfliche Ordinariat in Eichstätt, dass die "hochlöbliche Regierung das alte ruinöse Gotteshaus niederreißen solle und dagegen zu des Allerhöchsten Gottes größerer Ehr ein herrliches Gotteshaus zu errichten gedenket."

1759 Beginnt unter Kurfürst Max III. Joseph der Bau der barocken Pfarrkirche um 6000 Gulden, dem der Schreinermeister Ulrich Wiestaus Neumarkt im französischen Barock den Hochaltar fertigt.

1760 Das Kastenamt legt eine Grundbeschreibung an, in der alle Besitzungen erfasst werden.

1781 Wird die in Gold und hellen Farben gehaltene Kirche renoviert und unter dem Bischof Johann Anton III. Freiherr von Zehmen dem Hl. Leonhard geweiht.

1796 Die Franzosen verwüsten Waltersberg.

1836 Nach einer Zählung des Kastenamtes besteht Waltersberg aus 36 Häusern, einer Pfarrkirche, einem Pfarrhof, einem Schulhaus und einem Wirtshaus.

1840 Im Bayerischen Ortsverzeichnis sind 35 Häuser und 216 Einwohner in Waltersberg genannt.

1879 Wird das Schulhaus erweitert.

1884 Eine Orgel von dem berühmten Orgelbaumeister Bittner in Nürnberg wird angeschafft.

1897 Gründet der Pfarrer Johann Baptist Mößl die Raiffeisenkasse Waltersberg.

1901 gründet er die erste freiwillige Feuerwehr und ist ihr erster Vorsitzender.

1903 Brennt der Pucherschmied in Waltersberg den letzten Kohlenmeiler.

1904 Es werden 40 Wohngebäude und 216 Einwohner gezählt. Der Ort gehörte zum Bezirk Beilngries.

1908 Ein neues Schulhaus als Erweiterung zum alten wird als "das kleine Schulhaus" gebaut.

1922 Gründung der SKK Waltersberg.

1925 Nach einer neuen Zählung sind es 51 Haushalte mit 291 Einwohnern und eine Fläche von 868,68 Hektar. Die Gemeinde umfasst 6 Ortschaften mit 149 Männern und Knaben, 142 Frauen und Mädchen 181 Ledige, 97 Verheiratete, 13 Witwer und Witwen, 208 Katholiken, 11 Protestanten, 208 Bayern, 7 andere Reichsangehörige und 4 Ausländer.

1940 Wird Waltersberg an das elektrische Licht angeschlossen.

1948 Wird die Wasserleitung in Betrieb genommen.

1957 Wird die Umgehungsstraße gebaut und die Dorfstraßen geteert.

1958 Wird bis 1961 die Flurbereinigung durchgeführt.

1967 Erfolgt der Bau eines Leichenhauses und der Friedhof wird neu angelegt.

1969 Wird ein neuer Pfarrhof errichtet. - Waltersberg wird dem Schulverband Holnstein eingegliedert, die Grundschule bleibt.

1970 Ausbau sämtlicher Ortsstraßen, der Straße nach Sternberg und der Anschluss der Bäcker- und Kreismühle. - Eine Straßenbeleuchtung wird eingeführt und ein Neubaugebiet "Am Steinet" eingerichtet.

1972 Das "Große Schulhaus" wird im Zuge des Straßenbaus abgebrochen. Im Zuge der Landkreisreform wird Waltersberg von Beilngries weg und Neumarkt zugegliedert.

1974 Ein neues Kriegerdenkmal mit 36 Namen wird eingeweiht.

1975 Entschließt sich der Gemeinderat unter Bürgermeister Xaver Schneider zum Anschluss an Deining zum 1. Mai 1978

1976 Findet die Schülerin Eva Kipfstuhl aus Waltersberg beim Steineklauben auf dem Acker bei der Laabermühle eine versteinerte Schnecke von 8 cm Länge. Geschätztes Alter ca. 150 Millionen Jahre. Heute im Heimatmuseum Neumarkt.

1978 Waltersberg kommt zum Schulverband Deining. - Am 1. Mai erfolgt die Eingliederung in die Groß- gemeinde Deining.

1983 Ein Obst- und Gartenbauverein (OGV) wird gegründet.

1984 Wird das Kalkquellenmoor der Weißen Laber unter Naturschutz gestellt. Strafen bis 50.000,-DM drohen dem, der dies missachtet. Im Dezember wird eine KLJB gegründet.

1986 Ein Kinderspielplatz im ehemaligen Schulgarten wird eingeweiht. Im Vereinslokal Distler gründen neun Männer den "Fischereiverein Labertal Deining".

1987 Im Alter von 89 Jahren stirbt der Bischöflich-Geistliche Rat Peter Hollweck in Neumarkt. Er war von 1931 bis 1969 Pfarrer in Waltersberg.

1990 Der Ort erreicht beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" den dritten Platz. Das Schulhaus wird an eine Firma für Designermöbel vermietet.

1992 Die Raiffeisenbank Waltersberg wird mit der Raiffeisenbank Neumarkt verschmolzen. Erstmals fließt Wasser der neuen "Sengenthaler Gruppe" durch die Rohrleitungen.

1993 Pfarrer Güthlein feiert 25 jähriges Priesterjubiläum in seinem Pfarrort.

1995 Die Waltersberger Jagd mit 870 ha wird neu verpachtet. Bisher Familie Dr. Emmert.

1996 Aus gesundheitlichen Gründen geht Pfarrer Güthlein in den Ruhestand. Seither kein eigener Pfarrer mehr in der Kirchengemeinde.

1998 Aufteilung des Gemeindegrundes an "die Rechtler". Sie gründen eine Waldeigentümergemeinschaft. Der letzte Pfarrer von Waltersberg, Friedrich Güthlein, stirbt am 06.12. in Kippenwang.

1999 Mit Bischof Dr. Walter Mixa wird die renovierte Pfarrkirche St. Leonhard wiedereröffnet.

2000 Eines der letzten alten Gebäude, "Boseffl" wird abgerissen. Der Obstberg wird mit einem Neubau einer Straße erschlossen.

2001 Im Juni 100 Jahrfeier der FFW. Waltersberg zählt 264 Einwohner mit Haupt- und 11 Einwohner mit Nebenwohnsitz.

2002 Beginnen die Arbeiten zur Kanalisation, alle Straßen werden aufgerissen, der Platz "Am Plan" durch die Dorfgemeinschaft neu gestaltet.

2003 Abschluss der Arbeiten und Asphaltierung aller Straßen, Mitglieder des OGV nehmen alle Anpflan- zungen in vielen Arbeitsstunden ehrenamtlich vor.

2004 Für die Jugend wird ein Freizeitgelände am Bolzplatz erstellt.

Die Kirche

Pfarrkirche Patr. S. Leonhard, erbaut 1758/59, konsikriert 5.10.1781 durch den Eichstätter Bischof Johann Anton III. Freiherr von Zehmen.Schiff 15 x 11 Meter, Stil barock. Chor mit einem Joch und dreiseitigem Schluss. Langhaus mit drei und einem halben Joch. Turm mit Sakristei südlich vom Chor. An der Decke des Kirchenschiffes Fresko der Auferstehung, in einfachem Stuckrahmen, durch Restauration von Kirchenmaler Weingärtner aus Pfaffenhofen/Ilm verdorben. In den Zwickeln stukkierte Rokokoornamente mit Vasen und kleinen, auf St. Leonhard bezogene Fresken. An der Westempore Fresken aus dem Leben des hl. Leonhard. Der Hochaltar auf sechs Säulen mit stark geschwungenem Gebälk, bekrönt von Gott Vater auf der Weltkugel, von Engeln getragen. Unten die Figuren der Hl. Margaretha, Nikolaus, Hippolitus, Michael. Stattlichster Altar des 18. Jahrhunderts im Bezirk, gefertigt von Ulrich Wiest aus Neumarkt für 355 Gulden. Ebenso die Seitenaltäre und Beichtstühle für 330 Gulden. Die Glocken stammen aus der Werkstatt von Gabriel Reinburg in Amberg, 1733. Die Orgel von dem berühmten Orgelbaumeister Bittner aus Nürnberg, 1884.

Vor dem Eingang eine Seelenkapelle, darin bemalte Steinfigur des Erbärmde-Christus um 1400.