Pirkach

Früher Ortsteil der Gemeinde Großalfalterbach

Die Lage des Ortes

Auf einem Juraplateau, in südlicher Richtung von Großalfalterbach gelegen, treffen wir auf die kleine Ortschaft Pirkach. Der Name stammt offensichtlich von dem Begriff "Birke" ab. In einer alten Beschreibung des Schultheißenamtes Neumarkt heißt es auch: "Pikren, oder von dem Pirkenwalde genannt, gehörte der Familie Pilgram von Eib, die sich lange Zeit in Neumarkt aufhielt und endlich nach Nürnberg wanderte."

Geologisches aus dieser Gegend

In den Überdeckungslehmen der Gegend um Pirkach sind häufig sogenannte Bohnerze eingelagert, das sind unregelmäßige Eisenerzgebilde, die mehr als faustgroß werden können.

Auf diese Bohnerze stoßen wir auch im Forst zwischen Seubersdorf und Batzhausen, sowie im sogenannten "Laubhoz" westlich von Daßwang und bei Arzthofen. Sie sind in der Geologischen Karte vermerkt. Bei den letztgenannten Orten vermutet man, dass die Bohnerze dort in frühgeschichtlicher Zeit sogar abgebaut wurden. Südlich von Pirkach lagen einst die "Grubenäcker", doch ist diese Stelle, die dem Abbau gedient haben könnte, heute nicht mehr auszumachen. Allerdings befindet sich nicht weit davon entfernt, in einem Waldstück westlich von Körndlhof das "Silberholz" geheißen, etliche Erdtrichter, die des öfteren mit dem Bohnerzabbau in vergangenen Jahrhunderten in Verbindung gebracht werden.

Die Geschichte in Zahlen

1480 Visitationsbericht des Generalvikars Vogt aus Eichstätt: "Pirkach mit Kirche St. Johann Babtist, Filiale von Batzhausen, zur Herrschaft Holnstein gehörig …"

1540 Einführung der Reformation durch die churpfälzische Regierung in Amberg (Amt Holnstein).

1541 Hans Adam Wiespeck kauft ein Pfarrlehen zu Batzhausen.

1549 Pirkach wird halb holnsteinisch nach Alfalterbach gepfarrt, halb Wiespeckisch nach Batzhausen.

1579 Neuburgischer Visitationsbericht: "eingepfarrt Pirkach, altpfälzisch, zum Gericht Holnstein gehörig, sind zum Examen erschienen (weil kalvinistisch). Hat Pfarrer den Pfleger (Amtmann)gebeten, er solle sie dahin anhalten. Welcher aber gesagt, er könne sie nicht nötigen. Kommen auch nur zu hohen Fest- tagen zur Predigt."

1604 Drei Besitztümer nach Altfalterbach gepfarrt, wohin sie auch den Zehent geben.

1625 Wiedereinführung der katholischen Religionsausübung durch Tilly.

1626 Beschreibung des Pfarrer Mader: Kirche Pirkach mit Patron S.J.Babtist total zerstört.

1639 Visitationsbericht aus Eichstätt: "Johannes-Kapelle in Pirkach eingefallen."

1656 Nach dem Salbuch von Kloster Seligenporten zahlen drei Höfe in Pirkach Abgaben an das Kastenamt in Neumarkt.

1670 Der Pfarrer von Batzhausen bezieht als Gehalt: 150 fl; 100 Metzen Getreide; Großzehent von Pirkach.

1672 berichtet Pfarrer Oeller: "Pirkach hat 14 Familien, darunter sind drei Haushalten, die nach Großal- falterbach gehören. In diesem Ort war vor Zeiten eine Kapelle gewesen, aber ganz eingefallen, da die Untertanen ihre Zinsen müssen nach Holnstein reichen."

1700 Eine Altstraße führt von Neumarkt, zweigt bei Höhenberg ab, über Kleinalfalterbach, Pirkach, Frei- hausen, Riedhof nach Staufersbuch.

1724 Neubau des "bisher öd gestandenen Kirchleins" zu Pirkach durch Pfarrer Kaspar Harburger, der von 1723 bis `48 Pfarrer in Batzhausen war.

1726 Am 24. Juni Konsekration der Kirche und des Friedhofs. Begräbnisse sind gestattet, Gottesdienste sind aber in Batzhausen zu halten.

1728 Im Jahr werden sechs Gottesdienste in der Kirche Pirkach gestattet.

1929 Verheerendes Großfeuer in Pirkach – 4 Wohnhäuser und 5 Scheunen werden eingeäschert.

1974 In der Kirche wird eingebrochen, der Kreuzweg und ein Marienbild geraubt.

2003 Die Kanalisation wird durchgeführt, danach werden alle Straßen neu asphaltiert.

Pirkachs "Eiserner Vorhang"

Aus einem Aufsatz der Monika Schneider, Pirkach (ohne Datum)
… Besonders interessant ist der Ort in kirchlicher Hinsicht, ist doch Pirkach geteilt. Die Grenze zwischen den beiden Ortsteilen bildet die Straße. Dieser Zustand geht zurück auf die Zeit nach der Reformation, wo die einzelnen Landesfürsten je nach der religiösen Einstellung die Pfarreien mit den dazugehörigen Ortschaften willkürlich teilten. Vor der Reformation war Pirkach eindeutig pfarrlich zu Batzhausen gehörig. Danach ist Pirkach halb nach Holnstein (Tilly) gehörig, halb Wiespeckisch nach Batzhausen gehörig.

1952 schreibt Pfarrer Josef Griesbauer im "Neumarkter Tagblatt":

"Als eine Kuriosität, die wohl einzig dasteht, sei hier noch vermerkt, dass Pirkach einen eigenen Friedhof besitzt. In dem aber nur die Ortsbewohner beerdigt werden, die pfarrlich nach Batzhausen gehören, während jene Pirkacher, die zur Pfarrei Großalfalterbach gehören, an ihrem eigenen Friedhof vorbei gefahren werden zum Begräbnis im Friedhof Großalfalterbach. Wieder ein Grund mehr, endlich einmal eine vernünftige Lösung zu treffen und den sinnlosen "Eisernen Vorhang" zu beseitigen, durch den die Ortschaft Pirkach in zwei Teile auseinander gerissen ist."

Die Spaltung – Aus Neumarkter Tagblatt vom 21.12.1951, Autor nicht genannt.

Die Spaltung erscheint zum ersten Male 1549 in einem vorstehend erwähnten Bericht. Und zwar nach einer landesherrlichen Teilung zwischen Wiespeck und Holnstein. 1579 ist die landesherrliche Trennung wieder aufgehoben, dagegen bleibt die pfarrliche Trennung weiter.

Man kann das nun so erklären: Hans Adam Wiespeck, Sohn des Georg Wiespeck, der für seine Feldherrendienste im Landshuter Erbfolgekrieg mit dem Amt Velburg belohnt wurde (1507), hat entweder mit dem Batzhauser Pfarrlehen auch Pirkach mitgekauft, oder in den nächsten Jahren dazugekauft. Oder aber wegen seiner Staatsdienste in Sulzbach für die Churpfalz (Altpfalz) als Lehen bekommen. Aber noch nicht ganz. Die Churpfalz behielt die westliche Straßenhälfte. Nach dem Aussterben der Wiespecks – 1574 starb sein Sohn und dessen Frau an der Pest – fiel dieses Lehen wieder an die Churpfalz zurück.

Warum es nach dem Aussterben der Wiespecks nur landesherrlich in den früheren Stand zurückkehrte, nicht aber pfarrlich, ist auffällig. Denn die churpfälzische Regierung in Amberg hatte das selbst in ihrer Macht. Es hängt wohl mit dem kalvinistischem Bekenntnis zusammen. Das Wiespeck-Gebiet war mehr lutherisch eingestellt, wenn es auch unter dem letzten Wiespeck, Georg Hektor, mit ihm kalvinistisch werden musste. Aber nach seinem Tode wurde wieder die lutherische Religion eingeführt. Die beiden Richtungen befehdeten einander. Darum wollte Amberg die Pirkacher nicht mehr zum Luthertum zurückkehren lassen. So behielt es die drei Häuser bei seiner kalvinistischen Pfarrei Alfalterbach und hätte am liebsten auch die elf übrigen Häuser mit hinübergezogen. Auf jeden Fall hat man die Entfremdung zu der Pfarrei Batzhausen gern gesehen, wenn auch nicht darauf hingearbeitet. Die Ausrede des Holnsteiner Amtmanns im Visitationsbericht 1579 lässt erkennen, dass Pirkach ganz nach Batzhausen zurückgehört hätte, hätte dieses Amt doch eben so gut gewusst, wie die andere Seite, dass es landesherrlich wieder zum Amt Holnstein zurückzufallen hat. Es waren ja erst weniger als 30 Jahre vergangen. Die alten Kanzleiräte wussten das noch ganz genau.

Vielleicht waren schon vor 1549 solche kalvinistischen Hassgefühle maßgebend dafür, dass man dem Wiespeck nicht das ganze Dorf zum Lehen geben mochte. Zudem Wiespeck noch 1553 einen katholischen Pfarrer vorschlug und Eichstätt ihn auch einsetzte.

Es ist schade, dass immer noch dieser Rest der unseligen Glaubensspaltung vorhanden ist. Pirkach sollte wieder einig sein!