Mittersthal

Bis zum 30.04.1978 selbständige Gemeinde mit dem Ortsteil Waltershof

Die Lage

Mittersthal liegt mit 545 Metern auf der Hochfläche des Jura, hufeisenförmig um den alten Dorfbrunnen, der unterhalb der Kirche St. Matthias an den Hängen des Fallgrabens entspringt und mitten durch ein Tal führt. Dieser Brunnen versiegt nie und führt auch in den trockensten Sommern Wasser. Die beiden Teile des Ortes werden "Sommergass" und "Wintergass" genannt.

Der Name

Die alten Schreibweisen gehen von Muterstal über Mütterstall oder Mieterstall bis Mitterstahl. Im Jahre 1956 wird der Name durch einen Beschluss des Bayerischen Staatsministerium des Inneren auf Mittersthal festgelegt. Nach Federhofer geht die Bezeichnung Muterstall auf "Maultierstall" zurück und lässt vermuten, dass an der um 1700 hier vorbeiführenden "Alten Straße" Maultiere zu mieten oder zu kaufen waren, die damals als Last- und Zugtiere dienten. Wahrscheinlich wurden sie auch hier gezüchtet.

Die Geschichte

1322 Heinrich der Loter verkauft eine Hofstatt aus Mutrestal an den Spitalmeister Heinrich von Seligenporten und braucht dazu die Einwilligung des Albrecht von Ittlhofen. (Regesta Boica 6,99)

1403 Mittersthal gehört zur Burg Niedersulzbürg.

1420 Der Kirchenbau für St. Matthias beginnt.

1426 Das "Zehent" von Deining und Mittersthal gehen an die Herren von Heideck.

1542 Einführung der Reformation in Mittersthal.

1545 Bericht von einer Mühle zu Mittersthal, Besitzer war Linhard Sambt.

1548 Vom Landesherren werden lutherische, später auch kalvinistische Geistliche eingesetzt.

1559 hat sich Hans Dietl von Mitterstahl auf dem Weg von Pyrbaum nach einer Meldung "mit dem Pferd zu todt gestoßen."

1560 Bei einer Kirchenvisitation wird vermerkt, dass noch ein Kelch und zwei Messingleuchter vorhanden sind.

1595 In den Verkaufsurkunden der Ittlhofer ist auch Mittersthal aufgeführt.

1625 Wiedereinführung der kath. Religionsausübung.

1627 Eintrag im Kirchenbuch: "Die Kirche gleicht einem nackten Stall, sie hat nur einen leeren Tisch."

1629 "Die Kirche ist baufällig, an Uttensilien nichts."

1634 Die Schweden brennen in Mittersthal einige Gebäude ab.

1637 Im Bereich des Magister Georg Dorn werden zinspflichtige Bürger genannt.

1670 In einem Bericht des Schultheißenamtes Neumarkt, muss Pfarrer Martin Dollinger aus Mittersthal neben seiner Pfarrei noch Tauernfeld, Siegenhofen, Leutenbach, Ober- und Unterbuchfeld, sowie das gräflich-Tyllische Helfenberger Dorf Kleinalfalterbach betreuen.

1671 leben in der Gemeinde 189 Einwohner in 46 Familien und 38 Häusern.

1688 Visitationsbericht aus der Schulgeschichte in Eichstätt: "Weder Schule noch Lehrer, Ort groß und bevölkert, auch kein Meßnerhaus, bei der Jugend handgreifliche Unbildung und Unwissenheit. Der Meßner ohne Bildung, geringe Besoldung, von der Gemeinde 8 Metzen Korn und Läutgarb."

1700 Eine Altstraße führt von Neumarkt über Deining, Mittersthal, Finsterweiling, Waldhausen, Eichen- hofen, Parsberg, Mausheim, Beratshausen, Laaber, Nittendorf nach Regensburg.

1709 Johann Friedrich Franz von Löwenthal fertigt eine Flurbeschreibung von "Mittertahl".

1836 Im Siegel der Kirchengemeinde steht der Name Mitterstall.

1860 Errichtung und Benediktion des Friedhofes mit Kapelle.

1862 Die Kirche erhält zwei neue Altäre aus der Pfarrkirche in Neumarkt. Der Eichstätter Bischof gestattet die Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Filialkirche

1871 Das Gemeindehaus wird "durch Windsturm auf dem Dache ganz ruiniert." Es wird beschlossen, Schaubstroh, Ziegelsteine, Taschen und Kalk anzukaufen.

1872 beherbergt Mittersthal 15 Familien von Eisenbahnarbeitern.

1876 Für 600 fl wird eine "Feuerlöschmaschine" von Justus Braun in Nürnberg angeschafft.

1879 Die Freiwillige Feuerwehr Mittersthal wird gegründet.

1900 Im Mai des Jahres beginnt Kirchenmaler Georg Lang aus Deining mit der Ausmalung der eingerüsteten Kirche. Er stürzt mehrere Meter tief ab. Er stirbt am 25. Mai, morgens um halb sieben Uhr in Folge der Verletzungen und wird am 27. Mai in Deining beigesetzt.

1901 Mittersthal wird als Miteigentümer am Schulhaus Deining ins Grundbuch eingetragen.

1903 Für die Kirche wird eine neue Turmuhr angeschafft. Am 5. Juli empfing Johann Babtist Braun als bisher einziger Mittersthaler die Priesterweihe. Er starb 1944 in Gersdorf bei Weißenburg.

1904 Restaurierung der Altäre durch Maler Haltes aus Regensburg.

1906 Die Gemeindegrenzen werden neu festgelegt.

1929 Die neuen Glocken (a-h-g) treffen auf dem Bahnhof in Deining ein und werden vom Kooperator Knör geweiht.

1947 Die Flurbereinigung wird mit Deining, Unterbuchfeld und Harenzhofen durchgeführt.

1950 Die Kirche erhält einen neuen Außenputz.

1955 Weihe des Kriegerdenkmals und Segnung der Feuerlöschgeräte.

1956 Der Name des Ortes wird vom Bayerischen Staatsministerium des Innern auf Mittersthal festgelegt.

1957 Bau eines eigenen Schulhauses in Mittersthal.

1965 Das Kirchendach wird erneuert und eine elektrische Läutemaschine angeschafft.

1971 Michael Meier wird zum Bürgermeister gewählt. Er löst Josef Meyer ab. Der Friedhof wird um 82 Grabstellen erweitert.

1973 Das Schulhaus wird verkauft. Die Kinder wieder in Deining eingeschult.

1974 Ein neues Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen beider Weltkriege wird geweiht.

1975 Die Wasserversorgung wird an die Sengenthaler Gruppe angeschlossen.

1978 Mittersthal gibt durch Beschluss des Gemeinderates die Selbständigkeit auf und wird in Deining eingemeindet.

1986 wird der OGV Mittersthal gegründet.

1988 Ein Kinderspielplatz wird in Mittersthal eingeweiht.

1991 Agnes Stiegler wird deutsche Kickbox-Meisterin und im Oktober bei der WM zweite.

1997 Einweihung des Feuerwehrhauses, ab diesem Jahr finden Weinfeste im Stadel des "Beddlbauern" mit Wahl einer Weinkönigin statt.

2004 125 Jahrfeier der FFW Mittersthal mit Festschrift und Festumzug, 100 Gruppen mit sechs Kapellen. 

Die Kirche

Kath. Filialkirche St. Matthias, von dem es heißt: "Mattheis bricht’s Eis."

Chorturmanlage des frühen 15. Jhd., später mehrfach umgestaltet. Innen 1979/80, außen 1984 restauriert.

Turm mit Zeltdach, im Erdgeschoss eingezogener, quadratischer Chor mit Kreuzgratgewölbe. Schiff mit Flachdecke.

Ausstattung: Hochaltar um 1700, Aufbau mit zwei gewundenen Säulen und Seitenfiguren des Hl. Petrus und Paulus. Altarblatt: Hl. Matthias von Georg Halter 1903 (signiert und datiert). Seitenaltäre Mitte 18. Jhd., stammen angeblich aus der Hofkirche in Neumarkt. Säulenbaldachin-Aufbauten, links mit Altarblatt der Muttergottes von Halter 1912, und Wappen der Neumarkter Gansbrauerei; am Antependium Akhantusranken und bemaltes Medaillonrelief mit schlafendem König David, um 1700.

Im Jahr 1900 war der Deininger Kirchenmaler Georg Lang von der Kirchenstiftung beauftragt worden, die Decke der Kirche neu auszumalen. Sie war geweißt und eingerüstet worden. Ob dieses Gerüst einbrach, oder der Meister durch einen Fehltritt vom Gerüst fiel, ist nicht bekannt. Jedenfalls fiel er mehrere Meter tief auf den harten Steinboden. Am 25. Mai, morgens um halb sieben Uhr, verstarb er an den Folgen dieses Sturzes und wurde am 27. Mai 1900, morgens um 10 Uhr auf dem Deininger Friedhof beigesetzt (Siehe Broschüre zum 100. Todestag von Georg Lang, Deining 2000)