Leutenbach

Bis zur Eingemeindung mit Tauernfeld, Grassahof und Deining-Bahnhof selbständige Gemeinde

Der Name

Schreibweisen: Luittenbach, Lutebach, Leutenbeck, - mundartlich Laidnboch

Der Name Leutenbach wird auf einen Lutinbach (lauter, rauschender Bach) zurückgeführt.

Eine andere Deutung geht nach Ortsnamensforscher auf "Luitto" oder "leudo", auch "Liut" zurück, was einfach "Leute" oder "Volk" bedeutet. Demnach bedeutet Luitenbach ein Bach, an dem Leute siedeln.

Das Alter

Der Ort selbst wird 1129 erstmals urkundlich erwähnt, als hier ein Helenbert von Lutebach ein Schloss besitzt. Die Grundmauern dieses Schlosses sind heute noch im Keller des Anwesens Richard Bögerl zu sehen. Jedoch muss bereits in der Keltenzeit, ca. 800 Jahre vor Christus, hier eine Siedlung bestanden haben, wie Ausgrabungen im "Loh-Holz" vom Oktober 1903 beweisen. Es wurden damals Fußringe, Gewandnadeln aus Bronze, ein Bernsteinring, sowie Gefäße (Schüsseln und Töpfe) aus der Hallstattzeit gefunden, die jetzt im Völkerkundemuseum in München zu bewundern sind.

Die Lage

530 Meter hoch auf dem Juraplateau, zwischen Neumarkt (9 km) und Deining (2,5 km) gelegen. Trotzdem gibt es hier einen lehmigen, fruchtbaren Boden, der besonders nach einem Regen "sehr anhänglich" sein kann. Das Klima jedoch ist ziemlich rauh. Die kalten Nord- und NW-Stürme bringen im Winter mit viel Schnee und großen Schneeverwehungen schon Probleme. Oft war der Ort völlig von der Außenwelt abgeschnitten, wenn von den Zäunen nur noch die Spitzen herausragten. Dann stampften die Pferde bis zum Bauch im Schnee und die Post kam nur alle zwei bis drei Tage.

Auch der Frühling lässt in der Regel auf sich warten. Während die Leute in Deining unten schon "garteln", ist das hier oben vor Ende April kaum möglich. Und auch dann heißt es aufpassen auf Nachtfröste. So ist dies nicht gerade eine Obstgegend. Doch die Wälder ringsum laden im Sommer zu schönen Spaziergängen auf schattigen Waldwegen ein. Dabei trifft man im "Wiestal", am Ende des Heiligenberges (Winterleite) auf die Quelle des Leitenbaches, der dann süd-ostwärts zur Weißen Laber fließt. Das Wasser ist sehr sauber und wurde früher über einen Hochbehälter als Trinkwasser genutzt. Eine zweite Quelle ist an der "Sommerleite" im SO der Ortschaft. Sie speist den Dorfteich und wird "Kühbrunnen" genannt, da das Wasser nicht so einwandfrei ist, besonders nach Regenzeiten.

Aus der Geschichte:

1129 Ein Helenbert von Lutebach wird urkundlich erwähnt als Zeuge bei der Errichtung des Klosters Ensdorf.

1138 wird ein Friedrich von Lutebach und

1156 ein Otto von Lutebach als Oberpfälzer Ritter erwähnt.

1195 auch noch ein Otto von Lutenbach

1334 verkauft Ulrich und Konrad von Rohrenstatt an Heinrich dem Hofer einen Hof zu Leutenbach, der "frey unvogtbar Eigen" war

1335 verkauft ein Volkholt von Thann seine Besitzungen zu Leutenbach und Tauernfeld an das Kloster Seligenporten

1343 Erste Nennung einer Kirche in Leutenbach durch den Verkauf der Kirchensätze und des Zehent an den Deutschorden durch Braun von Hohenfels

1360 In Erbfolge: Heinrich der Leutenbeck

1387 sowie Erhard von Leutenbeck

1396 ihm folgt Diepold von Leutenbeck, er war Pfleger zu Velburg

1403 sowie Marquart von Leutenbeck

1421 verkauft Ulrich Hofner den Hofnerhof ohne Genehmigung des Pfalzgraf Johann. Der nahm ihm daraufhin den Hof weg und schenkte ihn 1426 dem Kloster Gnadenberg

1446 ein Hans von Leutenbach ist Altarist in Neumarkt

1452 erhält die Stiftung "Das reiche Almosen", 1330 gegründet, von Michael Mirtens zwei Gulden aus einem Gut bei Leutenbach

1480 wird ein Hanns von Leutenbach als Schöffe in Neumarkt genannt. Später wurde er Gerichtsherr und um 1504 Bürgermeister in Neumarkt

1504 Die Leutenbecker lassen sich endgültig in Neumarkt nieder. Das Schloss mit fünf Höfen geht in den Besitz der Ittlhofer aus Deining über

1505 Leutenbach wird infolge des Landshuter Erbfolgekrieges von den Nürnbergern besetzt. Der Ort leidet große Not. Das Schloss in Leutenbach und die Burg in Deining werden niedergebrannt

1542 Einführung der Reformation

1544 Die Ittlhofer weigern sich den evangelischen Glauben anzunehmen, sie wandern nach Österreich aus und verkaufen ihre Güter an Kurfürst Friedrich

1562 wütet die Pest, viele Einwohner sterben

1611 wurde ein Hof zu Leutenbach vom Kloster Seligenporten an Gnadenbach übergeben

1625 Wiedereinführung der katholischen Religion

1627 Im 30-jährigen Krieg brennen die Schweden etliche Häuser nieder. Die Kirche wird als wüst und leer beschrieben. "Statt des Altars ein leerer Tisch, die Soldaten haben die Fenster zerbrochen und die Wände durchlöchert."

1644 wird die St. Martin-Kirche renoviert

1670 Die Pfarrei Tauernfeld wird aufgelöst. Leutenbach wird eine Filiale von Deining

1710 Das ganze Dorf brennt ab!

1781 Die neu gebaute Kirche St. Martin wird durch den Weihbischof Felix von Stubenrauch aus Eichstätt konsikriert

1796 Das Gemeindegebiet ist erneut Kriegsschauplatz

1804 Der Ort zählt nur noch 117 Personen

1822 Im Ort sterben 30 Leute an Typhus. Auch in Siegenhofen und Unterbuchfeld gibt es Tote

1834 In Leutenbach, "dass schon vor 1644 eine Wallfahrt ist," wird am Sonntag nach Martini eine Pferdesegnung vorgenommen

1863 Im Mai, nachts um 24 Uhr, brennt das Anwesen des Wagners Michael Lang nieder. Wegen völliger Windstille entstand kein weiterer Brand

1875 lebten in Leutenbach 173 Personen in 32 Häusern

1879 Am 24. Mai wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet

1894 Ankauf einer Handdruckspritze für die Feuerwehr

1899 Eine Friedhofsordnung wird vom Gemeindeausschuss aufgestellt

1905 Montag vor Karfreitag um 4 Uhr früh bricht Feuer aus. Der Wind fegt brennende Strohbüschel durch die Luft und legt das halbe Dorf in Asche. (Danksagung Bürgermeister Schrafl, Bd. 44)

1911 Bau einer Wasserleitung, einer der ersten im Bezirk.

1929 Ein Schulhaus wird gebaut, erster Unterricht am 16. November.

1934 Zu Weihnachten erstes elektrisches Licht in Leutenbach. Ein Scheunenbrand beim Anwesen Scherer, Hs.Nr. 7, greift auf das Wohnhaus über.

1939 Der zweite Weltkrieg. Von Leutenbach werden 42 Mann eingezogen, 15 sind gefallen, 8 gelten seit Ende des Krieges als vermisst und 19 kamen wieder.

1941 Die Glocken der Kirche werden zum Einschmelzen für Kanonen abgenommen.

1945 Das Dorf liegt unter amerikanischem Artilleriebeschuss, nachdem tags zuvor eine SS-Einheit abgezogen war.

1948 Der Kunstmaler Sigmund Spitzner aus Parsberg wird beauftragt, das Deckengemälde der Kirche zu restaurieren. Er erhält dafür 3500 Mark in Geld und für 500 Mark Naturalien.

1949 Bau der Verbindungsstraße Deining – Leutenbach.

1950 Das Geläut der Kirche erhält zwei neue Glocken. Im Juni Priesterweihe von Josef Pfeifer aus Leutenbach.

1951 Die Kirche erhält die dritte Glocke von 9 Ztr.,15 Pfd. Für 3100 DM.

1954 Ein neuer Hochbehälter mit 100 cbm wird für 9000,- DM gebaut.

1955 Ein neues Leichenhaus wird gebaut.

1958 Die Flurbereinigung beginnt, es werden u.a. 8 Kilometer Straßen angelegt und geteert.

1962 Werden durch den Maler Walter Scheidemandel aus Parsberg frühgotische Fresken in der Kirche freigelegt und konserviert.

1969 Mit Deining wird vom Gemeinderat die Gründung der Sengenthaler Gruppe als Zweckverband für die Wasserversorgung beschlossen

1972 Die Schule Leutenbach wird geschlossen. Das Schulhaus 1973 verkauft. Die Kinder gehen nach Deining zum Unterricht. Für die Kirche wird um 3.575 DM ein Harmonium angeschafft.

1973 Der Außenputz der Kirche wird erneuert und ein Kriegerdenkmal durch Josef Pfeiffer aus Eichstätt eingeweiht.

1975 Richtfest am Feuerwehrgerätehaus. Die beiden Dorflinden, 250 bis 300 Jahre alt, werden gefällt.

1976 Es herrschen "Jagdkriegs-Szenen" bei der Vergabe der Jagd in Leutenbach: Telefonterror, Notdurft vor der Haustür, Giftanschlag im Stall, usw.

1978 Am 1. Mai Eingemeindung von Leutenbach in die Großgemeinde Deining. Der letzte Bürgermeister war Franz Seitz.

1979 Zusammen mit Deining wird das 100 jährige Gründungsfest der FFW gefeiert.

1981 Einführung von Straßennamen und neuen Hausnummern. Die Kirche wird renoviert, der barocke Altar wird durch Fa. Fromm aus Parsberg nach Restaurierung als Seitenaltar neu aufgerichtet.

1982 Nach 20-jähriger Pause findet wieder ein Martiniritt mit Pferdesegnung statt.

1986 Gründung des OGV Leutenbach.

1989 Neugestaltung und Einweihung des Kinderspielplatzes – Fahnenweihe der FFW Leutenbach.

2004 125 Jahrfeier der FFW Leutenbach-Tauernfeld-Deining Bahnhof mit großem Festzelt am Sportplatz, Festschrift, Festzug durch den Ort und Besuch des stellvertretenden Bayer. Ministerpräsidenten und Innenministers Günther Beckstein. 

Die Kirche in Leutenbach

Katholische Filialkirche St. Martin.

Frühgotische Chorturmanlage, 1946 nach Westen verlängert. Renovierung 1983/84. – Turm mit Zeltdach, im Erdgeschoss der quadratische Chor mit Kreuzgratgewölbe. An den Wänden des Chors spätgotische Fresken: Umfangreicher Passionszyklus, wohl aus der 1. Hälfte des 15. Jhd., 1961 von Walter Scheidemandel freigelegt und ergänzt. Flachgedecktes Langhaus mit Deckenfresken von Adalbert Spitzner, 1948. –

Altar um 1700, Aufbau mit zwei gewundenen Säulen und Rankenwerk, Altarblatt von Koller, Ende 19. Jhd.

Gemälde, hl. Martin, in reichgeschnitztem Akanthusrahmen, Anfang 18. Jhd.

Eine Besonderheit:

In der Leutenbacher Kirche, einem frühgotischen Bau, der St. Martin geweiht ist, erwartet den Besucher eine Überraschung besonderer Art. Vor etlichen Jahren wurden während einer Renovierung der Kirche unter dem alten Putz eine Reihe hochinteressanter, frühgotischer Fresken entdeckt, die vor ca. 500 bzw. 700 Jahren entstanden sind. Das Landesamt für Denkmalpflege ließ diese Gemälde eines bisher unbekannten Malers sorgsam freilegen und schadhafte Stellen durch den Kunstmaler Scheidemandel aus Parsberg ausbessern. So können wir diese alten Fresken zum Teil noch in ihren ursprünglichen Farben bewundern.

Direkt an der Wand hinter dem Altar kam unter dem zweiten Putz eine frühgotische Kreuzigungsgruppe zum Vorschein. Nur von einem Rankenmotiv unterbrochen, sehen wir darunter auf der linken Seite Christus mit dem Kreuz auf dem Weg nach Golgotha, rechts die schmerzhafte Mutter mit dem Apostelkreuz. An den beiden Seitenwänden ist Christus am Ölberg und Christus vor Pilatus, die Geißelung und die Dornenkrönung, sowie die Grablegung und der Wächter am Grabe Christi dargestellt. Romanisch und über 700 Jahre alt ist das Apostelkreuz, das unter dem ersten Putz der Kirche verborgen war.

Während diese wundervollen Fresken unter dem Steingewölbe des Turmes geschützt waren, hatte ein anderes Fresko, das St. Martin, den Patron der Leutenbacher Kirche darstellte und sich an der Längswand des Kirchenschiffes befand, durch die Witterungseinflüsse – als das Gotteshaus während des 30-jährigen Krieges lange Zeit Wind und Wetter offen stand – so schweren Schaden genommen, dass eine Restaurierung desselben nicht mehr lohnte. Alle anderen Fresken dagegen haben diese Zeit ohne nennenswerten Schaden überstanden.