Döllwang

Bis 29. April 1978 eigene Gemeinde und Pfarrei mit dem Ortsteil Hacklsberg

Lage des Ortes

Der Ort Döllwang liegt am westlichen Ende der Frankenalb auf einer Hochfläche, die rund 1,5 km westlich vom Ort steil zum Sulztal abfällt. Etwa parallel zu diesem Tal verläuft im Osten das Tal der Weißen Laber. Der Ort liegt 510 Meter über dem Meeresspiegel, südlich der Bahnlinie Regensburg - Nürnberg, etwa 3 km vom Bahnhof und 6 km von Deining entfernt.

Der Name

Unter den Tausend bayerischen Ortsnamen gibt es nur ein einziges Döllwang. Daher gestaltet sich auch die Deutung des Namens sehr schwierig. Man kann jedoch von dem in der Mundart des Raumes Neumarkt gebräuchlichem Ausdruck "dölln" für Delle, Vertiefung, ausgehen. Dieses wiederum kommt aus dem keltischen "telle" oder "tellin", was ebenfalls kleines Tal oder Mulde bedeutet. Die Nachsilbe "wang" dagegen bedeutet im Althochdeutschen "Grasland". Der Name Döllwang würde so also "Grasland in der Mulde" bedeuten.

Alte Schreibweisen: Telwanc, Telebanc, Telbang, Dölwang. Diese ...wang Orte haben ein sehr hohes Alter und dürften um 800 n.Chr. entstanden sein. Der erste amtliche Nachweis jedoch findet sich erst 1150, als Adelige in Döllwang genannt sind.

Die Geschichte in Zahlen:

1044 Unter der Regierung des St. Emmeramschloß Bavingera (1044 – 1047) schenkte Linfeld von (Cholahrins) an das Kloster ein Gut, bei welcher Handlung Gebhart von Telewanc als der letzte Zeuge genannt wird. Da ein zweites Telewanc nicht aufzufinden ist, gehört Gebhart diesem Adel an (Joseph Plaß, Amtsgerichtsbezirk Neumarkt, Archiv Cassianeum Donauwörth)

1059 Weihte der Eichstätter Bischof die Kirche St. Alban. Nahe der Kirche stand früher ein Edelsitz, auf dem die Telwanger vorkommen. (aus Joseph Plaß, Handschrift Archiv Cassianeum Donauwörth)

1150 war Albert aus Telbanc Zeuge mit anderen Adeligen der Gegend, wie Galen von Leutenbach dem Kloster Kaufering ein Gut in Gallenhausen schenkte. (Plaß Ann. Vaic. 10,70)

1150 Adelige in Telewanc, die Edelleute Roßraben und Tanhauser (Eichstätter Chronik 39,7)

1180 zeichnet ein Albert von Telwanc als einer von 23 Zeugen bei Helmbrecht von Leutenbach.

1200 Als Zeuge für das Kloster St. Emmeram zeichnet ein Gebhard von Telwanc

1308 Verkauft Albrecht der Thannhauser sein Gut zu Telwang, samt den dazugehörenden Hofstätten, an das Kloster Seligenporten.

1316 bis 1342 war Alhardus de Buchfeld (vom nahen Unterbuchfeld) "rector ecclesiae in Telwanc", er hatte also das Patronats- und Vogteirecht zu Döllwang.(Burgen Kreis Neumarkt, vom Landkreis NM)

1331 Beginn der "series parochorum" in Döllwang, Kirche St. Alban

1342 Alhardus von Buchfeld verkauft den Patronat von Döllwang an den Abt von Waldsassen.

1354 Heinrich Rostaler verkauft dem Heinrich Telbanger, Bürger zu Neumarkt, die "halbe Tafern sammt dem Brodkauf und einer Hofstatt bey dem Kirchhof."

1359 Der Abt von Waldsassen verkauft den Patronat an Leopold von Wolfstein zu Sulzbürg. Von da an gehört die Pfarrei Döllwang "vogt-, lehen- und giltbar" an das Hofkastenamt Sulzbürg.

1376 Den Roßraben kauft der Hipolt von Stein einige Güter zu Dölwang ab.

1390 Pfalzgraf Ruprecht nimmt die "höhere Gerichtsbarkeit" in Döllwang, nämlich Wildbann, Kirch- tagsrecht, Halsgericht und fließende Wunden, für sich in Anspruch. Die "niedere Gerichtsbarkeit" bleiben bei Ulrich Mayer, Besitzer von Telwang und Greißelbach.

1480 Auf dem Edelsitz in Döllwang präsentiert Johann von Wolfstein.

1490 Das Dorf zählt 24 Hofstellen.

1524 Pfalzgraf Friedrich von Neumarkt versucht durch allerlei Repressalien, Kirchsatz und Vogtei von Döllwang an sich zu bringen Das Reichskammergericht entschied jedoch zu Gunsten der Wolfsteiner.

1542 Einführung der Reformation durch die Kurpfalz

1624 Wiedereinführung der katholischen Religionsausübung durch Kurfürst Maximilian.

1628 Einpfarrung von Wangen und Greißelbach aus der Pfarrei Tauernfeld.

1667 Eingabe der Bewohner von Döllwang, Wappersdorf, Weihershof, Wangen und Greißelbach bei der Regierung von Amberg, den Wiederaufbau des im Schwedenkrieg abgebrannten Pfarrhofs Döllwang mit 200 fl zu unterstützen.

1670 "Pfarrer von Döllwang und Pfarrkinder haben miteinander aus Ihrigem ein schlechtes Wohnhäusel und Stadel gebaut, die Pfarrwohnung jetzt ödstehend." (Pfarrchronik Deining)

1688 Erste Erwähnung eines Schulmeisters in Döllwang: "Er ist ein guter alter Mann, hat ca. 25 Schüler und wohnt in einem schlecht gedeckten Friedhofturm..."

1696 Bei der Kirchenerweiterung fällt der Kirchturm ein. Der Chor und die Sakristei werden verschüttet.

1697 Das Langhaus der Kirche und der halbe Turm werden wieder aufgebaut.

1702 Bau des Pfarrstadels um 200 fl, davon zahlt der Pfarrer Knab, der den alten abbrechen ließ, 40 fl, der Rest bleibt zu je 40 fl den Nachfolgern.

1704 Franz Widtmann, Maler in Dietfurt, fertigt die Altarbilder für St.Alban in Döllwang, sowie St. Ro- chus und St.Sebastian in Wappersdorf.

1711 Der Pfarrer Hartmann von Döllwang muß 30 Scheffel Mehl und 60 Scheffel Hafer im spanischen Erbfolgekrieg an den Staat abliefern.

1741 Das Schulhaus im Friedhof zu Döllwang wird von der Kirche gebaut und unterhalten. Besoldung des Schulmeisters: "1 Wise, etliche Äcker, um den halben Pacht von der Kirche dem Mesner überlassen, von 32 Häusern je ½ Metzen Korn und 1 Läutgarbe, 8 fl Schulgeld."

1758 Der Pfarrhof wird renoviert, 129 fl leistet der Pfarrer.

1796 Gelöbnis der Pfarrei "bei grassierender Viehseuche" das Fest des Heiligen Wendelin mit einer Pro- zession zu feiern.

1851 Neuerliche Reparatur der Pfarrkirche.

1862 Vertrag über die Erhaltung der Kirche, sowie Zehentablösung der 8 Dezimatoren.

1910 Altes Schulhaus wegen Erweiterung der Kirche abgebrochen und ein neues gebaut.

1911 Neues Geläute für die Kirche von Firma Hamm, Regensburg.

1912 Erhöhung um 1,70 m und Erweiterung der Pfarrkirche nach Westen nach Plänen des Pfarrers H.H. Mößl für 5.000 M. Deckung durch Baufond und Wohltäter. Schiff 18,6 x 8 m

1914 Eine neue Orgel von Bittner, Eichstätt, wird um 4.310 M angeschafft.

1927 Ein neues Geläute für die Kirche durch die Ortsgemeinde.

1957 Großfeuer in Döllwang, am 8.4. werden 4 Scheunen und 3 Stallungen eingeäschert.

1959 am 5.9. Einweihung der Wasserleitungsanlage mit Pumphaus und Hochbehälter durch Pfarrer H.H. Karl Ettle in Anwesenheit des Witschaftsministers und früheren Landrats Dr. Otto Schedl.

1960 Bau der Kreisstraße durch die Ortschaft bis zur Landkreisgrenze, Bau eines neuen Pfarrhofs.

1961 Neue Aufteilung durch die Flurbereinigung.

1963 Kirchenrenovierung innen und außen.

1964 Weihe von vier neuen Glocken und Bau eines Leichenhauses. Aufstellung des Bebauungsplans Hacklsberg mit 40 Baugrundstücken.

1965 Einweihung eines neuen Feuerwehrhauses, Feuerwehrfest mit Fahnenweihe, Neugestaltung des Friedhofs.

1967 Gründung des Sportvereins "SV Eintracht Döllwang - Waltersberg" und Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung

1968 Die Poststelle Waltersberg wird aufgehoben und Döllwang angegliedert. Eine Straße zur Waldsiedlung Hacklsberg wird gebaut.

1970 Eingliederung der Volksschule Döllwang in die Verbandsschule Deining.

1973 Ausweisung eines neuen Baugebietes in Döllwang mit 13 Bauplätzen, Einweihung eines Krieger- denkmals.

1975 Ausbau und Asphaltierung der Siedlungsstraßen in Döllwang.

1976 Das leerstehende Schulhaus wird verkauft.

1977 Der Kirchturm wird mit einem Kupferdach versehen und der Eingemeindungsvertrag mit Deining unterzeichnet

1978 Am 29. April Auflösung der Gemeinde Döllwang und am 1. Mai Eingliederung in die Großgemeinde Deining.

1986 Ein neuer Kinderspielplatz wird eingeweiht.

1988 Als eines der ersten Orte erhält Döllwang und Hacklsberg die Kanalisation. Fahnenweihe der SKK Döllwang.

1989 Im Dezember wird der neue Altar durch Generalvikar j. Pfeiffer geweiht.

1992 Im Mai findet die Wallfahrt nach Batzhausen zum 350. mal statt. 130 Personen nehmen daran teil.

2000 Im Ort wird ein Kulturverein gegründet und eine 850 Jahrfeier mit Fotoausstellung, Festschrift und Festzug durchgeführt.

2001 Unter Mitwirkung aller Dorfbewohner wird ein neuer Dorfplatz gestaltet und eingeweiht. Bei Simon wird der Tag der "Offenen Stalltür" gefeiert.

2002 das "12-Uhr-Läuten" vom Bayerischen Rundfunk wird aus Döllwang im Radio übertragen.

Historisches:

Im Jahre 1354 waren Heinrich und Margarethe Roßthaler im Besitz Döllwanger Güter. Sie verkauften einen Teil ihres Besitzes an ihren Oheim Heinrich Telbanger, ein Bürger von Neumarkt. Um diese Zeit war der Ort eine blühende Gemeinde. Es gab neben einer Kirche und einem Friedhof auch eine Brauerei, zwei Gasthäuser, eine Taferne, eine Badestube, zwei Läden und eine Bäckerei. Der Kirchtag, oder "Kirta" wurde damals schon festlich begangen. So mussten die Verkäufer, die sich zum Fest einfanden, an Heinrich Döllwanger Standgelder zahlen. Nach dem Tod Heinrichs verkaufte seine Witwe Anna Döllwanger 1386 den Besitz an den Neumarkter Bürger Seifried.

In der "Geschichte des Schultheißenamtes und der Stadt Neumarkt" von Reichsfreiherrn von Löwenthal steht zu lesen, dass sich die Herren von Wolfstein und Sulzbürg zu Luthers Zeiten (also während der Reformation) das Pfarrlehen zu Wappersdorf und Döllwang "angelten". Aber der Kurfürst Maximilian von Bayern riss beide Pfarrlehen unter dem Titel der Gegenreformation 1628 wieder an sich. "Auf solche Art haben die Dynasten andere Ritter aufgezährt und sind endlich selbst von Mächtigeren verschlungen worden." Durch diese Zerstückelungen aber hat der Adelsstand in Döllwang aufgehört.

Die Kirche St. Alban

Kath. Pfarrkirche, frühgotischer Chorturm, das Schiff im 18. Jhd. erneuert.

Im Turm der eingezogene, kuppelig gewölbte Chor. Im Kirchenschiff Flachdecke mit Bandelwerk-Stukkaturen um 1730. Deckenfresken wohl von Walter Scheidemandel um 1962 erneuert.

Ausstattung: Hochaltar Anfang 18. Jhd. Mit zwei Aposteln als Seitenfiguren und Altarblatt Hl. Alban.

Seitenaltäre um 1700 mit gewundenen, laubumrankten Säulen und Engeln, neubarocke Altarblätter von Scheidemandel um 1960, links Seitenfiguren des hl. Joachim und der Anna Selbdritt, rechts der hl. Zacharias und Elisabeth. An der Langhaussüdwand handwerkliches Kruzifix mit schmerzhafter Muttergottes, 1730 von Sebastian Bachmeier gestiftet.

Die Schule in Döllwang

In einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1688 wird erstmals ein Schulmeister in Döllwang erwähnt. Es heißt in der Chronik: "Er ist ein guter alter Mann, hat ca. 25 Schüler und wohnt in einem schlecht gedeckten Friedhofturm. Von der Gemeinde erhält er als Einkommen 6 Metzen Korn, 2-3 Metzen Läutgarbe, 5 Metzen Haber, 30 Kreuzer von der Kirchenwäsche und auch 2 Maß Brennholz." Sicher hat er in dem Turm auch die Kinder unterrichtet und in der Kirche den Mesnerdienst versehen. Die Visitatoren müssen damals sehr streng gewesen sein, denn in einem anderen Bericht aus dem Jahre 1739 heißt es: "Der Schulmeister lehrt die Kinder Lesen, die Handschrift ist aber schlecht. Der Proffesion nach Schneider, hat er sehr schlechtes Haushalten und einen schlechten Humor." 1740 stirbt ein Schulmeister und Mesner namens Johann Adam Schweizer. Sein Sohn, Michael Schweizer, der sich um die verwaiste Lehrstelle bewarb, schien nicht sehr gut beleumundet gewesen zu sein; denn der damalige Pfarrer lehnte ihn wegen "notorischer Untüchtigkeit, schlechter Stimme und schlechter Handschrift" ab. Trotzdem hielt die Regierung an ihm fest. Und so heißt es, dass von 30 Kindern, die früher die Schule besuchten, nur noch 4 zum Unterricht erscheinen. Erst 1741 wird ein Schulhaus im Friedhof zu Döllwang gebaut und von der Kirche unterhalten. 1910 wird nach Plänen von Pfarrer Mößl die Kirche erweitert, das Schulhaus abgerissen und unweit der Kirche mit Lehrerwohnung neu gebaut. Der letzte Schulleiter war der Lehrer Luft, der 1970 mit der Eingliederung in Deining auch dorthin umzieht. 1976 wird das Schulhaus in Privatbesitz verkauft.