Wasserversorgung früher
Erfahrungsgemäß entstanden die ersten Siedlungen an fließenden Gewässern. Denn Wasser war schon immer lebensnotwendig für Mensch und Tier. In Siedlungen ohne Bäche und Seen wurden tiefe Brunnen gegraben, um eine gute Wasserversorgung sicherzustellen. Natürlich mussten die Dorfbewohner auch Sorge dafür tragen, dass die Brunnen, Bachläufe und Weiher gepflegt und immer wieder gereinigt wurden.
In einer Bekanntmachung zur Bachreinigung heißt es: Auf Grund des Wassergesetzes von 1907 werden alle Angrenzer der Laber aufgefordert: 1. angeschwemmten Unrat zu beseitigen, 2. das Wassergras auszumähen, 3. in das Wasser hängende Äste und Stöcke zu entfernen, 4. alle ohne Erlaubnis eingebauten Waschbänke, Stege und Schwellen zu entfernen, 5. den Aushub sofort zu entfernen und zu planieren.
In der Pfarrchronik von Großalfalterbach steht ein Bericht über den Dorfbrunnen:
Der Dorfbrunnen wurde 1865 gegraben und errichtet. Derselbe hat einen Durchmesser von 1,5m und eine Tiefe von 20m. Dieser Pumpbrunnen liefert sehr gutes Trinkwasser, welches farblos, geruchlos und geschmacklos ist. Eigenschaften, die ein gutes Trinkwasser haben soll. Der Brunnen ist ausgemauert, steht mitten im Ort nächst dem Schulhaus und wird viel benützt. Zum Schutze ist er mit einem Gestell umgeben und die Straße mit einer Flurrinne versehen, um das Eindringen von Regengüssen ferne zu halten. Gegen Morgen, Mittag und am Abend ist der Brunnenplatz stets belebt von den Wasser schöpfenden Bewohnern. Der Ortsbrunnen ist eine große Wohltat, da früher das Wasser vom Fuße des Dorfberges, wo drei Quellen entspringen, heraufgeschleppt werden musste. Der Brunnen selbst hat in der Tiefe nicht einen sogenannten Wasserstrahl, sondern das Wasser rieselt rings an den Wandungen heraus. Das Wasser hat seit 1865 nur während der großen Dürre 1904, wo es vom 17. April bis Anfang Oktober nur dreimal je eine Viertelstunde regnete, gegen Ende August nachgelassen. Über Nacht sammelte sich immer wieder ziemlich Wasser an. War es erschöpft, musste der Brunnen einige Stunden ohne Wasserentzug gelassen werden, bis er wieder Wasser lieferte. Im September 1904 hat man den geringen Wasserstand genützt, und den Brunnen zum ersten Male gereinigt. Dabei kamen auch wieder die Werkzeuge zum Vorschein, die beim Graben 1865 im Stich gelassen werden mussten, weil das Wasser rasch emporstieg. Ganz versiegte die Quelle auch 1904 nicht, sodass sie die Wasserprobe bestand. Im Sommer 1911, wo es von Anfang Juni bis 22. August fast nicht regnete, wurden die Quellen auf ihren Wasserstand gemessen. Der Brunnen lieferte pro Minute 14 Liter, eine Quelle am Bergfuß 12 Liter, die andere 14 Liter und die drei Quellen am Weiher 12 Liter."
Über den Dorfbrunnen von Leutenbach weiß man folgendes: Er hatte einen Innendurchmesser von 1,80m und eine Tiefe von 35m. Darüber stand ein Brunnenhaus mit einem Holzdach. Nach dem Wasserleitungsbau 1911 wurde der Brunnen nicht mehr benötigt und deshalb einige Jahre später zugeschüttet.
Fast jeder Ort unserer Gemeinde hatte auch einen eigenen Viehbrunnen, der von Quellen gespeist, die Kuh- und Schafherden mit Wasser versorgte. Die Tröge waren aus Stein gehauen oder aus ausgehöhlten Baumstämmen gefertigt. Für die Reinigung und Instandhaltung war ein Wärter zuständig. In den Bächen wuschen die Frauen ihre Wäsche, holten sich eimerweise Wasser für den Haushalt, den Stall und den Garten. Viele Bauernhöfe hatten aber auch ihre eigenen Pump- und Ziehbrunnen auf ihrem Grund angelegt, um immer frisches Wasser für Mensch und Tier vorrätig zu haben.
Berta Wienziers