Kirchweih und Martiniritt in Leutenbach

Über die Kirchweih in Leutenbach gibt es im Archiv viele schriftliche Unterlagen, natürlich in erster Linie Informationen zur Tradition der Pferdesegnung.

1600: Scheinbar hatte der Pfarrer große Schwierigkeiten, die ihm zur Kirchweih zustehende Bezahlung, in Form von Speisen, zu erhalten, denn er beschwerte sich bei der Obrigkeit darüber, dass er teils bis Weihnachten den einzelnen Schuldnern nachlaufen und sich zanken musste, um seinen Anteil zu bekommen. Ihm stand demnach zu, dass er aus jeden Haus 1-2 Mahlzeiten zu erhalten habe, dazu Brot und Bier, oder stattdessen den Geldwert. Er forderte deshalb, wenn die Honorierung zu lange hinausgezögert werde, die doppelte Bezahlung. Es kam seinem Schreiben nach sehr oft vor, dass er von seinen Pfarrkindern gar nichts erhielt und er sich damit abfinden musste. Das wollte der Pfarrer für die Zukunft nun nicht mehr dulden und bat um Amtshilfe.

1834 „In Leutenbach, das schon vor 1644 eine Wallfahrt ist, ist am Sonntag nach Martini Pferdesegnung cum ostensorio, wobei auf dem Friedhof um die Kirche geritten wird." Dieser Ritt auf dem Friedhof wurde später verboten.

1859 starb auf der Kirchweih in Leutenbach ein Schneidergeselle aus Arzthofen. Der Grund ist nicht näher erklärt, aber es war vermutlich eine unnatürliche Todesursache.

1938: Die Pferdesegnung in Leutenbach am Patroziniumsfest des Hl. Martins wurde diesmal nicht wie sonst immer nach dem Hochamt in der Frühe, sondern nachmittags in besonders feierlicher Weise vorgenommen. Es waren ferner nicht bloß die Leutenbacher mit ihren Pferden da wie sonst,
sondern auch viele andere aus der Pfarrei waren gekommen, um ihren Rössern den Segen der Kirche spenden zu lassen. Man zählte nahezu 50 Pferde.

1950: Altem Herkommen gemäß wird in Leutenbach nach der Nachmittagsandacht die Pferdesegnung vorgenommen. Vor der Beschlagbrücke des Schmiedeanwesensreihen sich neben- und hintereinander die „aufgenistelten" Pferde des Dorfes. Und hoch zu Ross die Burschen in meist schwarzer Reithose und weißem Hemd. Ein prächtiges Bild! (Seit der Umstellung der Landwirtschaft nimmt der Pferdebestand merklich ab. Vor 10 Jahren und mehr kamen über 30 Gäule, heute kaum die Hälfte.) Der Priester amtiert, singt die Weihegebete, der Chor antwortet in feierlicher Weise, die Pferde werden mit Weihwasser besprengt und mit dem Allerheiligsten gesegnet. Die zur Kirche zurückkehrende Prozession begleiten Burschen und Knechte hoch zu Ross. Dann sprengen sie mit ihren Rössern durch die Dorfstraße, verfolgt von den Blicken prüfender Zuschauer.

1962 waren nur noch zwei Pferde mit ihren Reitern zur Segnung anwesend und deshalb fand im folgenden Jahr keine Pferdesegnung mehr statt.

1975: Früher fand anlässlich der Kirchweih die Pferdesegnung statt. Leider hat der Traktor diesen Brauch zum Aussterben verurteilt.

1982 wurde nach 20 Jahren Pause der Brauch der Pferdesegnung durch den Deininger Reiterverein St. Georg wiederbelebt. 22 Reiter ritten von Deining nach Leutenbach und wurden am Ortseingang von den Gläubigen erwartet. Nach der Ankunft der Reiter bestieg auch Pfr. Willibald Brems einen Schimmel und ritt an der Spitze der Prozession durchs Dorf. An der Marienkapelle wurden die Pferde und ihre Reiter gesegnet. Die Martinsfeier wurde von den Jagdhornbläsern musikalisch umrahmt. Weit mehr als 500 Zuschauer hatten sich eingefunden, um an diesem neubelebten Brauch teilzunehmen.

Berta Wienziers