Herkunft der Flurnamen
In den Sommermonaten sieht man auf allen Fluren arbeitende Landwirte. Um zu erklären, auf welchem Feld sie zu tun haben, verwenden sie sehr oft althergebrachte Flurnamen. Wie diese entstanden sind, soll der nachfolgende Artikel zeige.
Leicht zu erklären sind solche Grundstücke, die ihren Namen vom Besitzer ableiten, wie z. B.: Meierholz, Platz(er)äcker, Sipplhub, Burgholz, Mühlberg. Auch wenn Ortsnamen Pate standen ist der Ursprung klar, wie bei Thanbichler Höhe, Grossaholz, Deininger Berg.
Die Gestalt war ausschlaggebend für Eckwiesen, Lange Äcker, Schüsseläcker, Spitzacker.
Ersichtlich ist auch, wenn Felder nach der Größe benannt sind: Großer Acker, Kleine Wiesen.
Die Lage im Gelände führte zu Benennungen wie Höhenberg, Finstertal, Stiegel, Talwiesen, Bühel, Am hohen Baum, Bachwiesen, Kelleracker, Steinbruch, Untere Wiesen, Hochfeld, Brunnwiese, Straßäcker, Weißmarteräcker.
Auch Scherz und Witz schufen wunderliche Namen wie Badstube, Hackbrett.
Auf entsprechenden Anbau lassen Bezeichnungen wie Weinberg, Kohläcker schließen. Tier- oder Pflanzenvorkommen mussten ebenso für Namensgebungen herhalten: Krambeerstaude, Kramberberg, Fuchsloch, Vogelherd, Bisloh (Bienen-), Kräberg, Holleräcker, Rosenäcker, Krautacker, Katzenbühl, Fichtenweiher, Aicha (Eichen). Jede Tierart hatte auch eine besondere Weide wie Gänsberg, Sauwiesen, Sauleiten, Geissbügel, Entenfeld, Rößberg oder Kühberg.
Die Güte des Bodens erkannte man in Sandäcker, Bachwiesen, Arz(Erz)grube, Öder Grund, Sonnenbergäcker, Fürstenäcker, Lustäcker, Mistfleckl.
Unliebsame Begegnungen führten zu Räuberholz.
Glaube und Sitte waren der Ursprung für Heilingholz, Meinholz, Pfaffenberg, Teufelsholz. Hölle oder Hülloh ist allerdings nicht von der Hölle abgeleitet, sondern von hohl, also einem Hohlweg.
Bezeichnungen wie Schwend, Schwand, Brentenschlag, Gereut, Loh oder Ohsang stammen von den abgebrannten Buschwäldern, die nur einige Zeit bebaut und dann wieder dem natürlichen Waldanflug überlassen wurden.
Manche Ortsbewohner hatten das Recht , ein Grundstück beim Haus für sich einzuzäunen, das war dann an das Haus gebunden, also Beundt, Point, Einzäune. Der Espan war eine eingezäunte Gemeindeweide, in der die Zugtiere nach der Feldarbeit noch für einige Stunden ihr Futter suchen konnten. Ein eingezäunter Viehtrieb hieß Gasse, z.B. Lange Gasse, Untere Gasse, Weidgassäcker oder Hintere Gasse.
Damit man für das Stallvieh keine eigenen Hirten benötigte und es trotzdem nahe bei den Felder hatte, umfriedete man Grasplätze beim Dorf und nannte diese Anger, z.B. Sauanger. Hagenfeldäcker waren vormals Gemeindeeigentum und wurden dem zur Nutzung überlassen, der den Hägel, also den Gemeindestier hielt, z.B. Hagenberg.
Es gab geheute (=verbotene) Wege, bzw. Berge, die eingezäunt waren und für das Vieh unzugänglich, daher Heuweg, Heuberg. Gwend, Gwanden, Zwirren, Zwerch- oder Anwandäcker hießen jene Äcker, auf denen die Angrenzer das Anwandrecht hatten, also ihre Pflüge wenden durften. Ein Bergabhang, der das Wasser ableitet, heißt Schwall, Leite oder Leiten. Schuläcker standen früher dem Lehrer des Ortes zur Nutznießung zur Verfügung.
Viele Namen sind aber schon verlorengegangen und manche Flurnamen werden auch weiterhin nicht mehr zu erforschen sein, da sich die Schreibweise geändert hat oder man sich nicht mehr in die Gedankenwelt unserer Vorfahren versetzen kann.
Berta Wienziers