Heimatliche Kriegsgeschichte
70 Jahre sind nun seit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs vergangen und obwohl viele schriftliche Unterlagen verloren sind, gibt es doch noch manche Überlieferungen aus dieser Zeit in unserm Archiv. Aus den Begleitschreiben für die Lebensmittelkarten kann man ersehen, dass z.B. 1941 dem Normalverbraucher für 4 Wochen 9 kg Brot oder 4,2 kg Brot und 3,6 kg Mehl zustand. Zur Weihnachts-Sonderzuteilung 1942 wurden 500g Mehl, 200g Fleisch, 125g Butter, 62,5g Käse, 250g Zucker, 125g Hülsenfrüchte, 125g Zuckerwaren, 50g Bohnenkaffee, 0,35l Trinkbranntwein zusätzlich gewährt.
Listen über Kriegsgefangene sind zum Teil noch handgeschrieben vorhanden. Deren Heimatländer waren hauptsächlich Frankreich, Polen, und Russland. Ihre Arbeitgeber bekamen ein Merkblatt mit den 10 Geboten für die Behandlung Kriegsgefangener.
Im Ochsenwirtshaus in Deining waren gegen Ende des Krieges ca. 100 ungarische Soldaten der Waffen SS untergebracht und in Kleinalfalterbach ca. 60.
Am Ende des Krieges waren in jedem Ort der Gemeinde viele Männer vermisst, gefallen, verwundet oder in Kriegsgefangenschaft. Insgesamt 247 Soldaten verloren in diesen sechs Jahren ihr Leben. Deining trauerte um 44, Waltersberg um 40, Großalfalterbach um 28, Leutenbach mit Bahnhof Deining um 25, Döllwang um 22, Oberbuchfeld mit Rothenfels und Arzthofen um 22, Unterbuchfeld um 16, Mittersthal um 16, Tauernfeld um 11, Kleinalfalterbach um 11, Pirkach um 7, Siegenhofen um 5 gefallene oder vermisste Mitbürger. Die ersten Kriegstoten waren 1941 zu beklagen, die meisten Opfer forderte das Jahr 1944 mit 60 Toten. Unsere gefallenen Gemeindebürger mussten in den meisten Fällen ihr Leben in Rußland lassen, aber auch in Polen, Rumänien, Italien, Jugoslawien, Finnland, Griechenland und Frankreich. Einer der ältesten gefallenen Soldaten war Josef Schiller, ein damaliger Deininger Lehrer, der 1944 mit 48 Jahren starb. Die jüngsten waren 17 Jahre, als sie ihr kurzes Leben 1945 zum Kriegsende noch opfern mussten. Es war auch keine Seltenheit, dass aus einer Familie drei oder sogar vier Söhne ums Leben kamen.
Da viele Anordnungen, Gebote und Verbote durch die Militärregierung ausgesprochen wurden, blieb es auch nicht aus, dass viele Verstöße geahndet wurden. So wurde der Deininger Pfarrer wegen verbotenen Abhaltens eines Gottesdienstes am Himmelfahrts- und Fronleichnamstag 1941 zu 100 RM Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis, und sein Kaplan zu 300 RM oder 30 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Anordnung lautete nämlich: Mit Rücksicht auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft wird der Fronleichnamstag (Himmelfahrtstag) auf den folgenden Sonntag verlegt. Eine Vorschrift war auch der Eintopfsonntag", der jeweils am 2. Sonntag in den Wintermonaten von Oktober bis März eingehalten werden sollte. Ab 1943 hieß er dann Opfersonntag" und fand am 1.Sonntag des Monats statt. Das in unserer Gegend allgemein übliche und beliebte Neujahrsanschießen wurde bereits im ersten Kriegsjahr 1939 verboten.
Jeder Ort musste 1942 seine Kirchenglocken abliefern. Diese sollten eingeschmolzen und dann zu Kanonen verarbeitet werden. Von den 9 Kirchtürmen der Deininger Pfarrei holte man 14 Glocken, nur 3 kamen nach dem Krieg wieder zurück. Aus der Pfarrei Großalfalterbach wurden 4 Glocken zur Kriegsverlängerung eingezogen.
Pfr. Griesbauer aus Großalfalterbach setzte sich sehr oft großer Gefahr aus, als er Gedichte gegen die Regierung verfasste und öffentlich bekanntmachte, so z.B.:
Ein deutsches" Glaubensbekenntnis (13 Glaubensartikel aus dem großen Kriegsjahr 1942) / Im braunen Haus, da wo der Hitler sitzt (Melodie: Im grünen Wald) / Zum Gedächtnis der Gefallenen (Eine besinnliche Ehrung für die Gefallenen).
Berta Wienziers