Flurbereinigung Mittersthal anno 1957
Im Herbst 1957 beschließt die Gemeinde Mittersthal mit ihren Anliegergemeinden die Flurbereinigung in Angriff zu nehmen. Dafür gab es Zustimmung, aber auch Ablehnung. Gegner machten geltend, dass bei der Flurbereinigung das Gesicht der Landschaft stark verändert werde. Hecken, einzelne Baumgruppen und Wegraine müssten notwendigerweise den breiteren Wegen weichen, Eintönigkeit würde sich breit machen. Die Befürworter sahen in erster Linie die Wirtschaftlichkeit.
Im Februar 1958 fand eine Versammlung statt, bei der der Ausschuss der Flurbereinigung gewählt wurde. Den Vorsitz hatte der Oberkulturbaurat aus Ansbach, fünf Mittersthaler Bürger und zwei Deininger gehörten dem Ausschuss an. Bereits einen Monat später wurden die Grundstücke vermessen und geschätzt. Im April begann der Wegebau mit dem Weg zum Steinbruch und Hütberg, wobei ein tiefer Graben überwunden werden musste. An einer anderen Strecke benötigte man später auch einen Kompressor, um Steine und Felsen aus dem Weg zu räumen. Stromleitungsmasten wurden versetzt, um eine reibungslose Zufahrt zu den neuen Grundstücken zu gewährleisten. Männer, und vor allem sehr viele Frauen halfen tatkräftig mit. Die Männer bedienten Maschinen und Fahrzeuge und erledigten die schwereren Arbeiten, aber auch die Frauen schufteten hart. Denn stundenlang Schotter zu schaufeln, oder auch große Steine zu bewegen war keine leichte Aufgabe, da war Sand schaufeln dagegen direkt einfach. Während des Winters wurden die ausgegrabenen Steine dann mit einer Maschine gebrochen und zu Schotter verarbeitet, der dann wieder zum Wegebau verwendet wurde. Natürlich reichte dieser nicht aus, um alle Wegebauarbeiten durchzuführen. Deshalb wurde Schotter zugekauft, auch Sand, Grassamen und Sträucher.
Im April 1959 kam aus Ansbach dann die Mitteilung, wer welche Grundstücke bekommen sollte. In dieser Zeit tauschte man noch mal hin und her, um alle Teilnehmer zufrieden zu stellen und Streitereien aus dem Weg zu räumen. Im Herbst wurde dann vermessen, setzte man Grenzsteine und legte neue Wege an. Raupen und Lastwägen waren wochenlang im Einsatz, um all die nötigen Arbeiten zu erledigen. Im folgenden Winter stellte man aus den gesammelten Steinen wieder Schotter her. So verging ein Jahr ums andere. Es gab Zeiten, in denen die Helfer ungern mit anpackten, zum Teil verweigerten manche auch ihre Mithilfe, da war dann oft nur ein Mann am verabredeten Treffpunkt. Dann wieder wurde mit vereinten Kräften fleißig die Flurbereinigung vorangetrieben. Der Kassier des Ausschusses hatte es nicht leicht. Die Buchführung mit den täglichen Aufzeichnungen und Verrechnungen nahm ihn voll in Anspruch, wöchentlich mussten an die beteiligten Firmen die angefallenen Kosten bezahlt werden. Auch da gab es Ärger, der gekaufte Schotter war teils stark mit Lehm untermischt und auch sonst qualitätsmäßig keinesfalls befriedigend.
Bei der ersten Zwischenabrechnung stellte sich heraus, dass die Mehrzahl mehr Hand- und Spanndienste geleistet hatte als nötig, und so wurde ihnen etwas zurückbezahlt. Die Betroffenen freuten sich natürlich sehr. Manche mussten allerdings nachzahlen, da sie zuwenig geleistet hatten, das verärgerte wiederum diese. Folglich gab es manche Streitereien und Zerwürfnisse.
Die zweite Abrechnung stiftete wieder große Verwirrung, da kam sogar der Gerichtsvollzieher. Aber das hat bewirkt, dass alle wieder fleißig mithalfen, bis zum glücklichen Ende im November 1968. Zu dieser Zeit verschickte das Ansbacher Flurbereinigungsamt die endgültige Schlussfeststellung.
Berta Wienziers