Brauchtum im Winter
Lehrer Weindler aus Leutenbach und Lehrerin Klöckner aus Deining haben 1950 in ihren Aufzeichnungen über Brauchtum in unserer Gegend für die Weihnachtszeit bis Lichtmeß folgendes geschrieben:
Am Barbaratag läutet um Mitternacht das Barbaraglöckl und die Barbarazweige werden geschnitten. Diese sollen bis Weihnachten erblühen und gelten als Wunschbaum.
Am 6. Dezember ist Nikolaus. Er ist zum Gabenspender und Sittenrichter geworden, der nachts bei uns umzieht. Am Abend wird er von der Jugend erwartet; bringt er doch Nüsse und süßes Gebäck als Belohnung. Er kann aber auch ein gefürchteter Gast sein, manchmal in Begleitung vom Knecht Ruprecht, der den weniger braven und weniger guten Kindern mit Besen, Rute und Sack panischen Schrecken einzujagen vermag.
In den feierlichen Rorateämtern des Advents werden die an Lichtmeß geweihten Wachsstöcke und Lichter fleißig benützt. Der Adventskranz ist allgemein üblich.
Die Kinder dürfen täglich ein Türchen vom Adventskalender öffnen, dahinter verbergen sich bunte Bildchen.
Es naht das schönste aller Feste, das Christkindl mit dem Lichterbaum. Zuvor schreiben die Kleinen noch ihren Christkindlbrief, und die Weihnachtskrippe wird aufgestellt. Das Christkind schmückt hinter verschlossenen Türen den Christbaum und bringt kleine Geschenke. Überall seligste Weihnachtsstimmung.
Noch vor dem 2. Weltkrieg holte mancher Bauer seine Jagdflinte, mancher Knecht eine alte verrostete Pistole aus dem Kasten, um sie zu laden. Sie schießen damit das Christkindl an; derselbe Brauch war auch zu Neujahr: Neujahranschießen!
Nach der Heimkunft von der Christmette, die um Mitternacht stattfindet, erwartet die nächtlichen Beter die saftige Mettenwurst.
In den folgenden Rauhnächten bis Dreikönig sollen die Träume in Erfüllung gehen.
Zum Jahreswechsel wird mit Bleigießen oder Pantoffelwerfen in die Zukunft geschaut. Um Mitternacht läuten die Glocken. Das Neujahrswünschen geschieht von Haus zu Haus mit einem Spruch.
An Dreikönig werden Stall und Wohnräume mit Weihrauch ausgeräuchert. Kinder als Sternsinger oder Hl. Drei Könige verkleidet, ziehen von Haus zu Haus.
Seit tausend und mehr Jahren ist in Altbayern die Bienenzucht ein beliebter Beschäftigungszweig der ländlichen Bevölkerung. In vielen Orten hat sich die Veranstaltung von Wachsmärkten in den Tagen vor Lichtmeß erhalten. Da sieht man Wachsstöcke mit allerlei Verzierungen, Kerzen, auch Wachsfiguren aller Art als Opfergabe für Wallfahrten.
Noch heute läßt die christkatholische Bäuerin zu Lichtmeß, wenn die Kirche die Lichter zu ihrem Gebrauche segnet, ihren Hausbedarf an Wachs weihen.
Lichtmeß spielt im Leben der Landbevölkerung eine Rolle als Umzugstag der Dienstboten. Nach dem Mittagessen zahlt der Bauer seinen Dienstboten den restlichen Lohn aus. Dann ziehen die den Dienst quittierenden Ehehaltn ab, sonst kann es vorkommen, dass sie überzogen werden, d.h. dass die auf ihre Stelle Neueinziehenden kommen, ehe der Platz geräumt ist. Kleiderkasten des Abziehenden werden von einem Knechte der neuen Herrschaft abgeholt, wobei die Dirn nicht bloß ein Trinkgeld, sondern auch bei der Einkehr eine Mass zu zahlen hat.
Blasius-, Andreastag und Aschermittwoch waren einmal Schlenkelzeit", an denen vormals wenig, manchmal gar nichts gearbeitet wurde.
Berta Wienziers