40 stündiges Gebet

Schon oft hat man sich in unseren Pfarreien gefragt, warum ausgerechnet während der letzten Faschingstage das „40stündige Gebet" stattfand (inzwischen wurde es auf den 1. Fastensonntag verlegt). Die Menschen wollten ausgelassen Fasching feiern und nicht an Umkehr und Buße denken. Bei uns war es früher üblich, dass am Fastnachtssonntag (Quinquagesima), Rosenmontag und Faschingsdienstag jede Stunde eine andere Gruppe oder ein Gemeindeort betend in der Kirche verbrachte. Ein alter Kirchenanzeiger nennt auch noch die genaue Reihenfolge von 10.30 Uhr bis 18 Uhr: Obfd, Kinder v. Dng, Mitt, Tfd, Leut, Sieg, Ubfd, Dng. Am Dienstag nach der Anbetung um 14 Uhr konnten die Menschen gar nicht schnell genug aus der Kirche kommen, um sich den Faschingszug anzuschauen, der sich nach Ende der Andacht in Bewegung setzte. Die letzten Fastnachtsstunden bis um 24 Uhr wurden noch ausgiebig zum Feiern genutzt. Vor 50 Jahren wurden Brautpaare, die nach dem 40stündigen Gebet heiraten wollten, darauf hingewiesen, dass sie nach Ostern heiraten sollten, da eine Trauung während der Fastenzeit nur schwer möglich wäre.

1728 bat die Gemeinde Deining in einer Eingabe, die Corpus-Christi-Bruderschaft errichten zu dürfen, da die nach Neumarkt eilenden Deininger Bürger Anlass zu Beschwerden gaben. Die „Ewige Anbetung" in Deining wurde 1736 eingeführt und wird mit einem Dekret mit folgendem Inhalt, untermauert:

Da auch sonst seine Heiligkeit Benedikt XIV. auf die häufigen Klagen der Bischöfe über schwere Missbräuche, die sich während der Fastnachtszeit eingeschlichen haben, mit einem geeigneten Heilmittel zu begegnen wünschte, und nachdem er in Erfahrung gebracht hatte, dass in anderen Kirchen durch fromme Tat die Aussetzung des Allerheiligsten durch drei Tage hindurch, entweder in der Woche von Septuagesima, Sexagesima oder Quinquagesima vor dem Aschermittwoch eingeführt worden ist, hauptsächlich deswegen, dass der Glaube nicht in der Zeit der Versuchung vom Wege des Herrn abweiche und in den genannten Kirchen fromme Beter die Hilfe des Herrn erflehen, hat unser Heiliger Vater Klemens XIII. allen Christgläubigen beiderlei Geschlechtes nach Empfang der Beichte und gestärkt mit der Hl. Kommunion, die diese Kirche besuchen, in denen die fromme Aussetzung stattfindet, entweder an einem Tag oder in einzelnen Triduen, einen vollkommenen Ablass gnädig gewährt. Deswegen dehnte der Hl. Vater Klemens XIII. nach reiflicher Überlegung, da die schon erwähnte Aussetzung des Allerheiligsten Sakramentes an diesen Tagen reichsten Segen gebracht hatte und in Zukunft noch bringen werde, diesen vollkommenen Ablass auf alle Kirchen des kath. Erdkreises aus, wo immer sie stehen, wenn fromme Aussetzung entweder in der Woche von Septuagesima, Sexagesima oder Quinquagesima oder an einzelnen Tagen der vorgenannten Wochen während dreier Tage, oder auch wenn sie nur am Donnerstag der Woche von Sexagesima stattfindet, aus der reichen Quelle der päpstlichen Liebe, gerne aus. Gegeben zu Rom vom Sekretariat für die Ablässe,

Nachfolgend noch die Erklärungen für die Begriffe Karneval und Fasching.

Carnevale war im Mittelalter ein Abschiedsgruß ans Fleisch und läutete die 40tägige fleischlose Fastenzeit ein. Es wurden die letzten Fleischreste in einem wilden Treiben und Feiern verzehrt, da sie sonst wegen des Fleischverbots verdorben wären. Fasching nannte man den Fastenschank, also den letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der noch strengen Fastenzeit.

Berta Wienziers