Josef Kollmeier, ein Unterbuchfelder "Weltenbummler"
"Der Kräutelfrauentag, unsere Dorfkirchweih kommt immer näher", so beginnt eine Jugenderinnerung von Josef Kollmeier, einem über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten Unterbuchfelder. Er wurde am 25. Januar 1869 in Unterbuchfeld geboren. Als 22jähriger wanderte er 1891 zu einem Onkel nach Buffalo / USA aus. 1905 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in den Regensburger Stadtrat gewählt und gründete den Regensburger Volksfreund" ,die Donau Post" und das Regensburger Echo". 1933 zog er sich in den Ruhestand zurück, während sein Verlag von den Nazis beschlagnahmt wurde.
Am 17. Februar 1958 starb Josef Kollmeier 89jährig in Regensburg. In einem Nachruf heißt es: Arm und primitiv wie der oberpfälzer Boden war schon das Dasein seiner Jugend. Kühe hüten, Schule gehen, ministrieren und im elterlichen kleinen Bauerngütl bei den Haus- und Erntearbeiten schon von Kindheit an mitzuhelfen, war sein Alltag. Dennoch fand er an der Bauernarbeit nie seine Freude. Viele zeitgeschichtliche Dokumente stammen aus seiner Feder. Er hat über die Kirchweih und das Pfingstfest in seinem Geburtsort detailliert berichtet, ebenso wie über das Neumarkter Volksfest. Josef Kollmeier hat seine eigenen Erlebnisse einer Brandkatastrophe in Unterbuchfeld und das dörfliche Leben im Jahreskreislauf, sowie seinen interessanten Lebensweg niedergeschrieben. Auch über einen originellen oberpfälzischen Dorfpfarrer und übers Bierbrauen hat er ausführliche Berichte verfasst. Unterhaltsam schreibt er seine Erlebnisse für die Nachwelt auf und führt die Leser in das Dorfleben seiner Zeit zurück.
Seinen ersten Kontakt mit der Zeitungswelt beschreibt er selbst folgendermaßen:
Der einzige Zeitungsbezieher im Dorf war der Gastwirt, der das Neumarkter Wochenblatt und die Amberger Volkszeitung per Post zugestellt bekam. Die Wirtsgäste besahen sich die Zeitung nur sehr oberflächlich, bevor sie wieder in die Tischschublade wanderte. Als guter Bierholer für Nachbarn und Familie erlaubte mir der Wirt oft, die Zeitungen mitzunehmen. Als dann der Neumarkter Anzeiger gegründet wurde, und das Blatt dazu aufrief, wichtige Ereignisse der Redaktion zu melden, tat ich das dann auch, und begann sofort mit der Abonnentenwerbung. 17 Leute aus dem Dorfe mit 24 Häusern konnte ich für den Bezug gewinnen. Außer einem Dankeschön gabs dafür keinen Pfennig für die Werbeaktion."
Über seinen Aufenthalt in Amerika erzählt er: Ich probierte es in einer Eisenbahnreparatur-Werkstätte, dann als Bäckerlehrling. In einer Jesuiten-Hochschule reinigte ich staubige Treppen und Schulzimmer und versuchte mich hier als Kühemelker. Noch manchen Job übernahm ich, aber nichts passte mir so richtig und ich wollte schon wieder nach Deutschland zurückkehren, als mir eine Stelle als Abonnentenwerber angeboten wurde. Mit meinem wöchentlichen Fixum und zusätzlicher Provision konnte ich gut auskommen. Einmal verdiente ich in einer Woche 500 Dollar und feierte dies gebührend."
Josef Kollmeier berichtet weiter über seine Zeitungslaufbahn: Das Regensburger Echo verbreitete sich ungemein schnell und erreichte in ein paar Jahren die schöne Auflagenzahl von 16000 Exemplaren. An solche Erfolge hätte ich nicht zu denken gewagt. In den 20er Jahren, als die Hitlerei ihren Anfang nahm, war das Regensburger Echo der heftigste Gegner aller totalitären Bestrebungen. Auf meiner Fahne stand immer persönliche Freiheit groß geschrieben und während meiner langen Regensburger Tätigkeit bemühte ich mich nach Kräften für den Fortschritt und die Aufklärung mein Bestes zu tun." Für dieses Bemühen wurde ihm nach seinem Tod in vielen Nachrufen noch gedankt.
Berta Wienziers